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ØL: Decades (Review)

Artist:

ØL

ØL: Decades
Album:

Decades

Medium: CD
Stil:

Indie- und Alternative-Rock trifft auf Melodic-Rock und Pop

Label: Art Development Productions / Radar
Spieldauer: 72:28
Erschienen: 28.10.2016
Website: [Link]

Nun sind sie tatsächlich schon als Band zwanzig Jahre alt und setzen noch immer auf die bewährte Kombination aus Indie-Rock, der sich auf die Suche nach melodiösen Refrains begibt, ohne dabei Gefahr zu laufen, in banale Schmalz-Pop-Gefilde abzurutschen. Dafür aber erwarten uns auf Decades sogar ein paar progressive Erinnerungen an MARILLION, allerdings ohne Ausschweifungen ins Experimentelle oder zu Komplexe. Eigentlich eine sehr gelungene Mischung, die ØL aus dem Odenwald trotzdem noch nicht den großen Erfolg beschert hat. Was FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE gelang, an die man beim Hören von „Decades“ immer wieder mal denkt, wie beispielsweise bei „Pouring Rain“, scheint als musikalisches Rezept bei ØL trotz „Volljährigkeit“ nicht richtig zu funktionieren. Ein Problem ist dabei auch der Sound des Albums, der nicht wirklich hohe bzw. anspruchsvolle Maßstäbe erfüllt.

Zahlreiche Alben und Singles veröffentlichte das „ölige“ Quintett bereits, doch dann war erst einmal für vier Jahre Ruhe. Nun – zu ihrem 20. - erscheint beinahe überraschend „Decade“ und enthält mit „She Runs“ sogar einen Song, der Bestandteil des Soundtracks für die Komödie „Traumfrauen“ ist. Vielleicht klappt‘s dadurch ja doch mit dem Erfolg, den ØL längst verdient hätten.

Vielfalt wird auf den gut 72 „Decades“-Minuten groß geschrieben. Vielleicht manchmal eine zu große Vielfalt, weswegen ein paar Songs einfach nicht ins Konzept des Albums passen wollen, wie der seltsam beschwingte Mallorca-Song „Top Of The World“ und „Dancing, Dancing“ oder auch „Bridget“, dessen Komposition trotz schönem Trompeten-Solo über ein gewisses Tralala- oder im schlimmsten Falle „Ballermann“-Niveau nicht hinausreicht. Auch ein stärkerer Verzicht auf all die „Huhuhus“ und „Hohohos“, die auf dem Album immer wieder auftauchen, würde der Musik von ØL ernsthaft gut tun!

Ganz anders sieht es dagegen mit den rockigeren, aber auch ruhigeren Nummern aus, die Tiefe haben, doch trotzdem nicht auf eingängige Melodien und Refrains verzichten. Auch die englischen Texte sind in diesem Falle wirklich lesenswert. So gelingt mit „Days Go By“ eine stimmungsvolle Eröffnung des Albums, die mit „Heartache“ die Musikqualität-Messlatte weiterhin hoch hält und zugleich die ersten nachdenklich-traurigen Momente in „Decades“ einfließen lässt: „All that I can see / There‘s no one left but me / Silence is my only friend“.
„Hands Up“ eröffnet mit einem Kinder-Chor und flottem Piano-Intro und es dürfen sogar die E-Gitarren gehörig loslegen. Ein weiterer Höhepunkt des Albums, nur warum gerade bei diesem Song, in dem die abwesende Geliebte betrauert wird, der schöne Kinder-Chor zum Einsatz kommt, bleibt aus thematischer Sicht ein Rätsel. Da hätten sich andere Stücke besser angeboten, wie beispielsweise „Better The Way“, der dann wahrscheinlich nicht noch ein weiterer Schwachpunkt des Albums geworden wäre. Na ja, vielleicht haben ØL ein wenig die Bodenhaftung verloren, wie sie es auf „Losing Gravity“ anschaulich und richtig gut hörbar zum Ausdruck bringen.

In „Now And Then“ fließen zusätzlich noch ein paar Country-Elemente ins Album ein, um dem ruhigen Ende mit dem zugleich längsten Song (6:16) „Set The World On Fire“ entgegenzugaloppieren. Diese Ballade ist dann der emotionale Abschluss, bei welchem auch ein paar (synthetische) Streicher melodramatische Stimmungen verbreiten.
Ja, wenn man 20 Jahre auf dem Musik-Buckel hat, kann man es am Ende gerne schon mal richtig ruhig angehen. Darum lasst uns die Gläser auf die nächsten zwanzig Jahre erheben, die gut und gerne etwas erfolgreicher sein dürfen, als die vergangenen.
Und vielleicht war‘s doch nicht so klug, sich als deutsche Band solch einen Namen zu verpassen, der in der Musikszene wirklich nicht runtergeht wie Öl!

FAZIT: Seit zwanzig Jahren machen ØL nun schon Musik, die sich zwischen Rock und Pop bewegt und grundsätzlich mit feinen Melodien liebäugelt. Auf „Decades“ lassen die Jungs ihre Vergangenheit Revue passieren und bieten all das, was sie bereits auf ihren vorherigen Alben ansprechend zum Klingen brachten, ohne mit weltbewegenden Veränderungen aufzuwarten. 17 Songs in 72 Minuten – das ist doch eine ganze Menge, selbst wenn man getrost auf den einen oder anderen Titel hätte verzichten können.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5943x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Days Go By
  • Heartache
  • Purple Eyes
  • Head Explodes
  • No One New
  • Losing Gravity
  • Bridget
  • Lonely
  • Eye Of The Storm
  • Dancing, Dancing
  • Pouring Rain
  • Hands Up
  • Top Of The World
  • Better That Way
  • She Runs
  • Now And Then
  • Set The World On Fire

Besetzung:

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